Der INSM-Bildungsmonitor 2023

Nordrhein-Westfalen Platz 13

  • Gesamtranking (Bestand)

    NRW bleibt auf Platz 13

    Berlin – Nordrhein-Westfalen belegt im INSM-Bildungsmonitor 2023 den 13. Platz der 16 Bundesländer. Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von insgesamt 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert.

    Ausgewählte Ergebnisse INSM-Bildungsmonitor 2023

    NRW weist bei Zeiteffizienz und Inputeffizienz Stärken auf:

    • Wenige Klassenwiederholungen oder verspätete Einschulungen.
    • Wenige Lehrkräfte verlassen Schulen vorzeitig wegen Dienstunfähigkeit.

    Verbesserungspotenzial besteht in den Bereichen Betreuungsbedingungen, Ausgabenpriorisierung, berufliche Bildung, Bildungsarmut und Schulqualität:

    • An Schulen werden rechnerisch viele Kinder und Jugendliche je Lehrkraft unterrichtet.
    • Die Bildungsausgaben je Grundschüler liegen 1.000 Euro unter Bundesdurchschnitt.
    • Der Anteil erfolgreicher Absolventen an allen Abgängern von Berufsfachschulen, Fachoberschulen und Fachschulen ist der niedrigste in Deutschland.
    • Viele Viertklässler erreichen nicht die Mindeststandards im Lesen und in Mathe.
    • Unterdurchschnittliche Kompetenzen der Viertklässler in Lesen und Mathe.

    20 Jahre Bildungsmonitor – Rückblick und Ausblick

    Nach anfänglichen Verbesserungen in vielen Handlungsfeldern nehmen bundesweit die Herausforderungen in den letzten zehn Jahren besonders dramatisch in den Handlungsfeldern Schulqualität, Integration und Bildungsarmut zu. Die Schülerschaft wurde deutlich heterogener, ein steigender Anteil spricht zu Hause nicht Deutsch oder besitzt nur wenige Bücher im Haushalt. Die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten sind besonders stark gesunken. Leichte Verbesserungen bei der Ganztagsinfrastruktur und den Betreuungsrelationen konnten diese Verschlechterungen der Bildungsergebnisse nicht umkehren. Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung. In den kommenden Jahren nimmt der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund weiter stark zu, Digitalisierung und KI werden im Berufsleben wichtiger, könnten aber zu neuen und weiteren Spaltungen unter den Jugendlichen beim kompetenten Umgang führen. Zu erwartende zunehmende Lehrkräfteengpässe erschweren zudem die individuelle Förderung.

    Zeitenwende in Bildungspolitik nötig

    Um die Bildungschancen zu verbessern, ist erstens die Qualität der Bildungseinrichtungen durch einen Ausbau der frühkindlichen Bildung, mehr Schulautonomie, Vergleichsarbeiten und bessere Verwaltungsstrukturen zu erhöhen. Auf Basis eines Sozialindex sollte gezielt an Orten mit hohem Förderbedarf unterstützt und die Leseförderung an Schulen intensiviert werden. Zweitens sind Lehrkräfte zu stärken, hierzu sind das Angebot an Lehrkräften zu sichern, zielorientierte Zulagen einzuführen, Lehrkräfte im Umgang mit Heterogenität und Digitalisierung weiterzubilden und durch multiprofessionelle Teams an Schulen zu unterstützen. Drittens müssen hochwertige Ganztagsangebote ausgebaut und Eltern durch Familienzentren und Mentoring-Angebote für Kinder unterstützt werden. Um auf die Transformation (Digitalisierung und Klimaschutz) vorzubereiten, sollten die Chancen der Digitalisierung im Bildungsbereich genutzt, eine Ausweitung von Lehrinhalten zu Informatik und Technologien für den Klimaschutz an Schulen erfolgen und demokratische Kompetenzen sowie Weltoffenheit vermittelt werden.

    Stärken:

    Zeiteffizienz (BM 2023: 4. Platz): In Nordrhein-Westfalen wurden im Jahr 2021 nur 1,1 Prozent der Grundschülerinnen und Grundschüler verspätet eingeschult (Bundesdurchschnitt: 6,7 Prozent). Die Wiederholerquote in der Sekundarstufe I fällt ebenfalls besser aus: So betrug sie 2021 in der Sekundarstufe I 2,7 Prozent (bundesweit 2,8 Prozent). Beim Anteil der vorzeitig aufgelösten Ausbildungsverträge erreichte Nordrhein-Westfalen den bundesdeutschen Durchschnittswert.

    Inputeffizienz (BM 2023: 6. Platz): Nordrhein-Westfalen weist an den Schulen und an den Hochschulen sehr hohe Sachausgaben relativ zu den Personalausgaben auf. Zudem verließen weniger Lehrkräfte die Schulen vorzeitig wegen Dienstunfähigkeit als im Durchschnitt über alle Bundesländer. Weiterhin ist die Altersstruktur der Lehrkräfte an den beruflichen Schulen relativ ausgeglichen. Überdurchschnittlich fällt auch der Anteil des wissenschaftlichen Personals am Gesamtpersonal an den Hochschulen aus (Nordrhein-Westfalen: 56,4 Prozent; Bundesdurchschnitt: 54,8 Prozent).

    Potenziale:

    Betreuungsbedingungen (BM 2023: 16. Platz): Im Jahr 2021 bestanden an den Hochschulen die schlechtesten Betreuungsrelationen in Deutschland. Auf eine Lehrkraft kamen im Jahr 2021 rechnerisch 24,7 Studierende (Bundesdurchschnitt: 17,2). Allerdings konnten in den letzten Jahren Verbesserungen in diesem Bereich erzielt werden. So hat sich beispielsweise zwischen den Jahren 2005 und 2021 die Schüler-Lehrer-Relation an den Grundschulen von 21,2 auf 15,7 verbessert (Bundesdurchschnitt: 15,6).

    Ausgabenpriorisierung (BM 2023: 15. Platz): In Nordrhein-Westfalen fallen die öffentlichen Bildungsausgaben in Relation zu den öffentlichen Gesamtausgaben im Vergleich der Bundesländer relativ gering aus. Die Ausgaben pro Schülerin und Schüler an den Grundschulen sind mit 7.000 Euro (Bundesdurchschnitt: 8.000 Euro) in Nordrhein-Westfalen gut 0,94-mal so hoch wie die staatlichen Gesamtausgaben pro Kopf, der Bundesdurchschnitt lag jedoch bei 1,08.

    Berufliche Bildung (BM 2023: 15. Platz): Die schlechte Platzierung Nordrhein-Westfalens in diesem Handlungsfeld ist vor allem auf die beruflichen Vollzeitschulen zurückzuführen. Der Anteil erfolgreicher Absolventinnen und Absolventen an allen Abgängerinnen und Abgängern von Berufsfachschulen, Fachoberschulen und Fachschulen betrug im Jahr 2021 nur 67,7 Prozent und war damit so niedrig wie in keinem anderen Bundesland (Bundesdurchschnitt: 80 Prozent). Zudem standen im Jahr 2022 in Nordrhein-Westfalen rechnerisch für 66 Prozent der Bevölkerung im entsprechenden Alter betriebliche Ausbildungsstellen zur Verfügung - ein Wert leicht unterhalb des Bundesdurchschnitts von 67,6 Prozent, der aber in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist (Nordrhein-Westfalen 2003: 54,9 Prozent).

    Bildungsarmut (BM 2023: 14. Platz): Bei der IQB-Erhebung der Kompetenzen der Viertklässlerinnen und Viertklässler aus dem Jahr 2021 erreichten überdurchschnittlich viele Schülerinnen und Schüler sowohl im Lesen, im Hörverstehen als auch in Mathematik nur die unterste Kompetenzstufe. Auch der Anteil der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen an allen Abgängerinnen und Abgängern eines Berufsvorbereitungsjahres fiel im Jahr 2021 mit 36,4 Prozent ebenfalls deutlich niedriger aus als im Bundesdurchschnitt (56,8 Prozent). Ferner mussten in Nordrhein-Westfalen 5,5 Prozent der Schulabgängerinnen und Schulabgänger des Jahres 2021 die Schule ohne Abschluss verlassen – dies ist ein besserer Wert als im Bundesdurchschnitt (6,2 Prozent).

    Schulqualität (BM 2023: 14. Platz): Die Kompetenzerhebung für die Viertklässlerinnen und Viertklässler aus dem Jahr 2021 zeigt, dass die Grundschülerinnen und Grundschüler in Nordrhein-Westfalen unterdurchschnittliche Kompetenzen im Lesen, im Hörverständnis und auch in Mathematik aufweisen.

    Das vollständige Profil als PDF-Download

    Hier finden Sie alle Informationen über Nordrhein-Westfalen. Laden Sie das komplette Profil und eine Tabelle mit allen Indikatoren und Vergleichswerten herunter.

    Das Profil von Nordrhein-Westfalen im Bildungsmonitor 2011 der INSM
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