Der INSM-Bildungsmonitor 2023

Berlin Platz 15

  • Gesamtranking (Bestand)

    Berlin verschlechtert sich und wird Vorletzter

    Berlin – Berlin rutscht im INSM-Bildungsmonitor 2023 auf den 15. Platz ab. Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von insgesamt 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräfte-sicherung beiträgt und Wachstum fördert.

    Ausgewählte Ergebnisse INSM-Bildungsmonitor 2023

    Berlin weist in den Handlungsfeldern Betreuungsbedingungen, Inputeffizienz, Förderinfrastruktur und Internationalisierung Stärken auf:

    • Die Betreuungsrelationen (Kinder/Jugendliche je Lehrkraft) sind gut.
    • Relativ ausgeglichene Altersstruktur der Lehrkräfte an allgemeinbildenden Schulen.
    • Ein hoher Anteil der Kinder besucht Ganztagsangebote in Kitas und Schulen.
    • In Berlin gibt es den höchsten Anteil an Bildungsausländern unter den Studierenden.

    Verbesserungspotenzial besteht in den Handlungsfeldern Berufliche Bildung, Bildungsarmut, Schulqualität und Integration:

    • Der Anteil von Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz ist trotz Fortschritten hoch.
    • Viele Kinder und Jugendliche erreichen nicht die Mindeststandards an Kompetenzen in Deutsch und Mathe.
    • Die durchschnittlichen Kompetenzen in Mathematik und Deutsch sind niedrig.
    • Besonders enger Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg.

    20 Jahre Bildungsmonitor – Rückblick und Ausblick

    Nach anfänglichen Verbesserungen in vielen Handlungsfeldern nehmen bundesweit die Herausforderungen in den letzten zehn Jahren besonders dramatisch in den Handlungsfeldern Schulqualität, Integration und Bildungsarmut zu. Die Schülerschaft wurde deutlich heterogener, ein steigender Anteil spricht zu Hause nicht Deutsch oder besitzt nur wenige Bücher im Haushalt. Die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten sind besonders stark gesunken. Leichte Verbesserungen bei der Ganztagsinfrastruktur und den Betreuungsrelationen konnten diese Verschlechterungen der Bildungsergebnisse nicht umkehren. Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung. In den kommenden Jahren nimmt der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund weiter stark zu, Digitalisierung und KI werden im Berufsleben wichtiger, könnten aber zu neuen und weiteren Spaltungen unter den Jugendlichen beim kompetenten Umgang führen. Zu erwartende zunehmende Lehrkräfteengpässe erschweren zudem die individuelle Förderung.

    Zeitenwende in Bildungspolitik nötig

    Um die Bildungschancen zu verbessern, ist erstens die Qualität der Bildungseinrichtungen durch einen Ausbau der frühkindlichen Bildung, mehr Schulautonomie, Vergleichsarbeiten und bessere Verwaltungsstrukturen zu erhöhen. Auf Basis eines Sozialindex sollte gezielt an Orten mit hohem Förderbedarf unterstützt und die Leseförderung an Schulen intensiviert werden. Zweitens sind Lehrkräfte zu stärken, hierzu sind das Angebot an Lehrkräften zu sichern, zielorientierte Zulagen einzuführen, Lehrkräfte im Umgang mit Heterogenität und Digitalisierung weiterzubilden und durch multiprofessionelle Teams an Schulen zu unterstützen. Drittens müssen hochwertige Ganztagsangebote ausgebaut und Eltern durch Familienzentren und Mentoring-Angebote für Kinder unterstützt werden. Um auf die Transformation (Digitalisierung und Klimaschutz) vorzubereiten, sollten die Chancen der Digitalisierung im Bildungsbereich genutzt, eine Ausweitung von Lehrinhalten zu Informatik und Technologien für den Klimaschutz an Schulen erfolgen und demokratische Kompetenzen sowie Weltoffenheit vermittelt werden.

    Stärken:

    Betreuungsbedingungen (BM 2023: 2. Platz): Im Jahr 2021 kamen in Berlin 13,6 Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe I (Gymnasium) auf eine Lehrkraft (Bundesdurchschnitt: 15,1). Dies ist der beste Wert aller Bundesländer. Auch an den Hochschulen ist die Betreuungsrelation relativ gut (Berlin: 15,6; Bundesdurchschnitt: 17,2). Berlin zeichnet sich jedoch im Vergleich zu anderen Bundesländern durch relativ große Klassen aus. So betrug die Klassengröße in den Grundschulen im Jahr 2021 in Berlin 22,6 und im Bundesdurchschnitt 20,9.

    Inputeffizienz (BM 2023: 2. Platz): In Berlin weist die Lehrerschaft an den allgemeinbildenden Schulen im Jahr 2021 eine relativ ausgewogene Altersstruktur auf, schlechter fällt das Verhältnis zwischen jungen und älteren Lehrkräften jedoch an den berufsbildenden Schulen aus. Positiv fällt in Berlin zudem das Verhältnis zwischen Sachausgaben und Personalausgaben an den allgemeinbildenden sowie an den beruflichen Schulen aus.

    Förderinfrastruktur (BM 2023: 4. Platz): 82,2 Prozent der Berliner Grundschülerinnen und Grundschüler lernten im Jahr 2021 an einer offenen oder gebundenen Ganztagsschule (Bundesdurchschnitt: 47,5 Prozent). Berlin belegt damit den vierten Platz aller Bundesländer. Ebenso fiel der Anteil der Ganztagsschülerinnen und Ganztagsschüler im Sekundarbereich I in Berlin mit 63,7 Prozent deutlich höher aus als im bundesdeutschen Durchschnitt von 48,4 Prozent.

    Internationalisierung (BM 2023: 5. Platz): Der Anteil der Bildungsausländerinnen und Bildungsausländer an allen Studierenden fällt in Berlin relativ hoch aus. Mit einem Wert von 20,5 Prozent ist Berlin hier mit Abstand spitze (Bundesdurchschnitt: 12,3 Prozent). Weiterhin fiel der Anteil der Berufsschülerinnen und -schüler, die 2021 in Fremdsprachen unterrichtet wurden, mit 52,4 Prozent deutlich höher aus als der Durchschnitt über alle Bundesländer (36,9 Prozent). Der Anteil der Grundschülerinnen und Grundschüler mit Fremdsprachenunterricht betrug 2021 in Berlin 49,8 Prozent und fällt damit allerdings unterdurchschnittlich aus (Bundesdurchschnitt: 58,9 Prozent).

    Potenziale:

    Berufliche Bildung (BM 2023: 16. Platz): Gemessen an der Bevölkerung im entsprechenden Alter wurden im Jahr 2022 weiterhin relativ wenige betriebliche Ausbildungsplätze angeboten. Berlin verzeichnete mit 50,1 Prozent die niedrigste Quote in Deutschland (Bundesdurchschnitt: 67,6 Prozent). Den letzten Platz nimmt Berlin auch bei der Quote der unversorgten Bewerberinnen und Bewerber ein. Mit 12,9 Prozent fiel dieser Wert im Jahr 2022 deutlich höher aus als im Bundesdurchschnitt (7,7 Prozent).

    Bildungsarmut (BM 2023: 15. Platz): In Berlin erreichte bei den Schülervergleichsarbeiten des IQB (4. Klasse) 2021 ein relativ hoher Anteil der Schülerinnen und Schüler sowohl in Deutsch als auch in Mathematik nicht die Mindeststandards. Außerdem lag die Schulabbrecherquote mit 6,3 Prozent geringfügig über dem Bundesdurchschnitt von 6,2 Prozent. Beim Anteil der erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen eines Berufsvorbereitungsjahrs schnitt Berlin leicht überdurchschnittlich ab.

    Schulqualität (BM 2023: 15. Platz): Bei den letzten IQB-Schulleistungstests (2021) für die Viertklässlerinnen und Viertklässler in Mathematik und Deutsch belegte Berlin einen der letzten Plätze.

    Integration (BM 2023: 15. Platz): Bei den Tests zu den Bildungsstandards des IQB (2021) für die Viertklässlerinnen und Viertklässler fiel in Berlin der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg im Lesen besonders groß aus. Weiterhin blieben von 4.170 ausländischen Schulabgängerinnen und -abgängern im Jahr 2021 insgesamt 654 ohne Abschluss. Dies ergibt eine Schulabbrecherquote unter den ausländischen Jugendlichen von 15,7 Prozent.

    Das vollständige Profil als PDF-Download

    Hier finden Sie alle Informationen über Berlin. Laden Sie das komplette Profil und eine Tabelle mit allen Indikatoren und Vergleichswerten herunter.

    Das Profil von Berlin im Bildungsmonitor 2011 der INSM
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