Der INSM-Bildungsmonitor 2023

Bremen Platz 16

  • Gesamtranking (Bestand)

    Bremen erneut Schlusslicht

    Berlin – Bremen rangiert im INSM-Bildungsmonitor 2023 wie im Vorjahr auf dem letzten Platz der 16 Bundesländer. Die Vergleichsstudie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bewertet anhand von insgesamt 98 Indikatoren in 13 Handlungsfeldern, inwieweit ein Bundesland Bildungsarmut reduziert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert.

    Ausgewählte Ergebnisse INSM-Bildungsmonitor 2023

    Bremen weist Platz 1 bei den Betreuungsbedingungen und Stärken in den Handlungsfeldern Hochschule/MINT und Digitalisierung auf:

    • Bremen weist gute Betreuungsrelationen in der Sekundarstufe 1 auf.
    • Bremen bildet relativ zur akademischen Wohnbevölkerung viele Akademiker aus.
    • Bremen bildet viele Informatiker in der beruflichen Bildung und an Hochschulen aus.

    Verbesserungspotenzial besteht in Bremen bei der Bildungsarmut, der Schulqualität, der Integration, der Ausgabenpriorisierung und Förderinfrastruktur (jeweils letzter Platz):

    • Der höchste Anteil der Schülerinnen und Schüler erreicht nicht die Mindeststandards.
    • Die Schülerinnen und Schüler weisen geringe Kompetenzen auf.
    • Nur wenige ausländische Jugendliche erreichen das Abitur.
    • Die Bildungsausgaben je Teilnehmer sind relativ zu den Gesamtausgaben gering.
    • Vergleichsweise wenige Kinder besuchen einen Ganztagskindergarten.

    20 Jahre Bildungsmonitor – Rückblick und Ausblick

    Nach anfänglichen Verbesserungen in vielen Handlungsfeldern nehmen bundesweit die Herausforderungen in den letzten zehn Jahren besonders dramatisch in den Handlungsfeldern Schulqualität, Integration und Bildungsarmut zu. Die Schülerschaft wurde deutlich heterogener, ein steigender Anteil spricht zu Hause nicht Deutsch oder besitzt nur wenige Bücher im Haushalt. Die Ergebnisse von Kindern aus Haushalten mit Migrationshintergrund oder von bildungsfernen Haushalten sind besonders stark gesunken. Leichte Verbesserungen bei der Ganztagsinfrastruktur und den Betreuungsrelationen konnten diese Verschlechterungen der Bildungsergebnisse nicht umkehren. Es fehlt an Qualität beim Ganztag und an gezielter Förderung. In den kommenden Jahren nimmt der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund weiter stark zu, Digitalisierung und KI werden im Berufsleben wichtiger, könnten aber zu neuen und weiteren Spaltungen unter den Jugendlichen beim kompetenten Umgang führen. Zu erwartende zunehmende Lehrkräfteengpässe erschweren zudem die individuelle Förderung.

    Zeitenwende in Bildungspolitik nötig

    Um die Bildungschancen zu verbessern, ist erstens die Qualität der Bildungseinrichtungen durch einen Ausbau der frühkindlichen Bildung, mehr Schulautonomie, Vergleichsarbeiten und bessere Verwaltungsstrukturen zu erhöhen. Auf Basis eines Sozialindex sollte gezielt an Orten mit hohem Förderbedarf unterstützt und die Leseförderung an Schulen intensiviert werden. Zweitens sind Lehrkräfte zu stärken, hierzu sind das Angebot an Lehrkräften zu sichern, zielorientierte Zulagen einzuführen, Lehrkräfte im Umgang mit Heterogenität und Digitalisierung weiterzubilden und durch multiprofessionelle Teams an Schulen zu unterstützen. Drittens müssen hochwertige Ganztagsangebote ausgebaut und Eltern durch Familienzentren und Mentoring-Angebote für Kinder unterstützt werden. Um auf die Transformation (Digitalisierung und Klimaschutz) vorzubereiten, sollten die Chancen der Digitalisierung im Bildungsbereich genutzt, eine Ausweitung von Lehrinhalten zu Informatik und Technologien für den Klimaschutz an Schulen erfolgen und demokratische Kompetenzen sowie Weltoffenheit vermittelt werden.

    Stärken:

    Betreuungsbedingungen (BM 2023: 1. Platz): In Bremen befinden sich insbesondere in den Klassen der Sekundarstufe I ohne Gymnasien weniger Schülerinnen und Schüler als im Bundesdurchschnitt (Bremen: 20,7; Bundesdurchschnitt: 23). Zudem fallen die wöchentlichen Unterrichtsstunden vor allem in der Sekundarstufe I der allgemeinbildenden Schulen und an den beruflichen Vollzeitschulen relativ hoch aus. Bei den beruflichen Vollzeitschulen erzielt Bremen den besten Wert aller Bundesländer.

    Hochschule und MINT (BM 2023: 2. Platz): Im Jahr 2021 lebten 103.000 Akademikerinnen und Akademiker im erwerbsfähigen Alter in Bremen. An den Bremer Hochschulen erreichten im selben Jahr gut 6.100 Studierende einen Hochschulabschluss – das ergibt eine Ersatzrate von 6 Prozent, die deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 4,7 Prozent liegt und den Bestwert aller Bundesländer markiert. Damit trägt Bremen auch zur Deckung des Bedarfs in anderen Bundesländern bei. Den Spitzenwert aller Bundesländer erzielte Bremen mit 42,9 Prozent beim Anteil der MINT-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler am wissenschaftlichen Personal (Bundesdurchschnitt: 33,4 Prozent). Gemessen an allen sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ingenieurinnen und Ingenieuren wies Bremen im Jahr 2021 jedoch überdurchschnittlich viele Absolventinnen und Absolventen der Ingenieurwissenschaften auf (Bremen: 6,9 Prozent; Bundesdurchschnitt: 5,5 Prozent). Bremen erreichte hier erneut den Bestwert aller Bundesländer.

    Digitalisierung (BM 2023: 3. Platz): Die Anzahl der neuen betrieblichen Ausbildungsverträge im IT-Bereich pro 100.000 Erwerbstätige fällt mit 93 deutlich höher aus als im bundesdeutschen Durchschnitt (47,4). Gleiches gilt auch für die Anzahl der IT-Hochschulabsolventinnen und -absolventen pro 100.000 Erwerbstätige (Bremen: 130,7; Bundesdurchschnitt: 77,2).

    Potenziale:

    Bildungsarmut (BM 2023: 16. Platz): Bei den jüngsten Überprüfungen der Bildungsstandards im Bereich Lesen, Hörverständnis und in Mathematik wies Bremen bei den Viertklässlerinnen und Viertklässlern jeweils die höchste Risikogruppe auf. Weiterhin fiel die Schulabbrecherquote mit 8,7 Prozent im Jahr 2021 höher aus als im Bundesdurchschnitt (6,2 Prozent).

    Schulqualität (BM 2023: 16. Platz): Bremen nimmt bei der Schulqualität den letzten Platz aller Bundesländer ein. Bei den IQB-Vergleichstests der Viertklässlerinnen und Viertklässler ist Bremen sowohl in Mathematik als auch im Lesen und im Hörverständnis jeweils das Schlusslicht der Bundesländer.

    Integration (BM 2023: 16. Platz): Im Jahr 2021 erlangten mit 4,9 Prozent nur vergleichsweise wenige Jugendliche mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit an beruflichen Schulen die Studienberechtigung (Bundesdurchschnitt: 7,9 Prozent). Die Studienberechtigtenquote von ausländischen Jugendlichen an allgemeinbildenden Schulen fiel ebenfalls unterdurchschnittlich aus (Bremen: 8,9 Prozent; Bundesdurchschnitt: 10,2 Prozent). Zudem erreichten im Jahr 2021 in Bremen 22 Prozent der ausländischen Schulabsolventinnen und -absolventen keinen Abschluss (Bundesdurchschnitt: 15,7 Prozent).

    Ausgabenpriorisierung (BM 2023: 16. Platz): In Bremen fallen die Bildungsausgaben pro Teilnehmerin und Teilnehmer im Vergleich zu den Gesamtausgaben der öffentlichen Haushalte je Einwohnerin und Einwohner an den Teilzeit-Berufsschulen, den Grundschulen und den sonstigen allgemeinbildenden Schulen relativ gering aus.

    Förderinfrastruktur (BM 2023: 16. Platz): Der Anteil der ganztags betreuten Kinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren lag in Bremen im Jahr 2022 bei 41,1 Prozent, während im Bundesdurchschnitt schon 47 Prozent aller Kinder dieser Altersgruppe ganztags betreut wurden. Zudem weist Bremen den höchsten Anteil an Ungelernten beim Personal in den Kindertageseinrichtungen auf (Bremen: 5,2 Prozent; Bundesdurchschnitt: 2,4 Prozent). Gleichzeitig fällt der Anteil des Personals in Kindertageseinrichtungen mit einem Hochschulabschluss leicht unterdurchschnittlich aus.

    Das vollständige Profil als PDF-Download

    Hier finden Sie alle Informationen über Bremen. Laden Sie das komplette Profil und eine Tabelle mit allen Indikatoren und Vergleichswerten herunter.

    Das Profil von Bremen im Bildungsmonitor 2011 der INSM
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